Ein tolles Interview mit unserem Fußball-Freestyler Jannik Singpiel, der in Kürze in Kooperation mit dem TSV Großen-Linden eine eigene "Freestyle-AG" anbieten wird!

FREESTYLE: +++ Der Ball ist in seinem Bann gefangen: Jannik Singpiel ist Fußball-Freestyler und hat sich online einen Namen gemacht +++

Das Leder will den Boden einfach nicht berühren Jannik Singpiel übt volle Kontrolle aus, der Ball scheint in seinem Bann.

Wie lange er einen Ball mit dem Fuß auf klassischem Weg hochhalten könnte? Das habe er schon länger nicht mehr probiert. „Vermutlich Tage“, schmunzelt der 19-jährige Lindener. Aber einfach nur den Ball hochzuhalten – das wäre ja viel zu schnöde. Jannik Singpiel kann mehr mit dem runden Spielgerät: Ob sitzend, stehend oder sogar liegend – er kennt für alle Positionen die atemberaubendsten Kunststücke. Jannik Singpiel ist Fußball-Freestyler – aktuell einer der besten in Deutschland.

Vor rund viereinhalb Jahren, also mit 14 Lenzen, verabschiedete sich der Ballvirtuose aus Mittelhessen vom klassischen Fußball. Zuvor kickte er als Jugendspieler bei der TSG Leihgestern, dem VfB Gießen und beim VfB Marburg. Resultierend aus einer Knieverletzung, die allerdings schnell wieder verheilte, beschäftigte sich Jannik Singpiel mit der Trendsportart Fußball-Freestyle. „Ich war schon immer ein Trickser, schon im Verein. Ich habe es immer geliebt, zu tricksen, und hatte mir auch früher schon immer auf Youtube Ronaldinho-Videos angeschaut – das fand ich mega.“

Zwei Faktoren lösten den Enthusiasmus Singpiels maßgeblich aus. Eben einmal ein besagtes Youtube-Video, bei dem er einen Ballkünstler auf einer Straßenlaterne sitzend und in der Höhe balljonglierend sah: „Ich dachte mir einfach nur: Wow, das will ich auch können. Von da an bin ich drangeblieben und habe wirklich jeden Tag trainiert.“ Ein zweiter Faktor für den nachhaltigen Ehrgeiz des eigenen Sohnes war zudem Jannik Singpiels Vater. „Wir haben ein Haus mit Hügel. Er sah mich irgendwann jonglieren und meinte: ‚Wenn du es einmal um das Haus schaffst, ohne dass der Ball den Boden berührt, dann bekommst du eine Kiste Mezzo Mix.‘“ Es war eine Frage der Zeit – aber irgendwann hielt Jannik Singpiel seinen Softdrink-Kasten in den Händen.

Den Freestyle-Fußball bezeichnet der junge Mann, der Ende August mit seinem FSJ fertig wird, heute als „Leidenschaft“ und erklärt: „Freestyle hat mein ganzes Leben verändert. Früher war ich extrem schüchtern, habe bei meiner Oma im Garten trainiert, sodass mich keiner sehen konnte. Irgendwann aber habe ich mich getraut, auch mal ein Video auf Instagram zu stellen – und das ist dann richtig explodiert. Mit der Zeit habe ich damit angefangen, an mich zu glauben.“

Der Glaube an sich selbst, aber auch die Freestyle-Fertigkeiten von Jannik Singpiel wuchsen stetig. Mit der Zeit entdeckte er die Freude daran, sein Können anderen Personen vorzuführen und sogar beizubringen. Nach und nach trat Singpiel bei Shows auf oder gab Workshops – in erster Linie in Hessen, aber auch in anderen Bundesländern. Bei der Deutschen Meisterschaft im Fußball-Freestyle packte es der Lindener schließlich sogar unter die Top 8 – und bei der WM in Prag unter die Top 100 auf dem Globus.

Einen großen Hype erfuhr der Freestyle-Fußball, so Singpiel, durch die Corona-Zeit: „Dadurch haben viele angefangen, mit dem Ball zu üben – vor allem viele junge Leute.“ Jannik Singpel wusste die zurückliegenden Monate und das Interesse ebenfalls zu nutzen und gründete mit einem befreundeten Freestyler aus Freiburg, Patrick Bäurer, eine Online-Schule: Die „Freestyle Allround“-Academy (www.freestyle-allround.com).

Hier können interessierte Mitglieder aus ganz Deutschland, zum Teil sogar aus Österreich, stufen- und blockweise die Freestyle-Tricks durch ihre Profi-Mentoren kennenlernen – via Video-Chat und in Gruppengrößen von bis zu 20 Teilnehmern. Jeden Sonntag treffen sich die Academy-Mitglieder zudem zu einem großen virtuellen „Meeting“. „Da geht es um Mindset-Sachen: Wie gehe ich richtig ans Training ran, es gibt aber auch Ernährungstipps oder Ratschläge zum Trainieren der Beweglichkeit“, berichtet Jannik Sinpiel, der sich nach seinem Freiweilligen Sozialen Jahr erstmal komplett auf den Fußball-Freestyle und die neue Online-Schule konzentrieren möchte, ehe er ein Studium beginnt. Immerhin gilt es viel Arbeit, Zeit und Herzblut zu investieren, etwa in die eigenen Social-Media-Aktivitäten. „Es ist nicht damit getan, dass man jeden Tag bloß ein paar Tricks übt“, erläutert der ehrgeizige Lindener, der sich auch stetig selbst verbessern möchte: „Ich bin der Meinung: Nur wenn man selbst besser wird, kann man auch anderen Menschen Dinge beibringen.“

Eine Frage, die Jannik Singpiel derweil häufiger gestellt bekommt, ist die, warum er eigentlich nicht im Verein spielt – immerhin hat er zahlreiche atemberaubende Tricks auf Lager. Da müsste doch einiges drin sein? Augenzwinkernd meint er: „Ich würde sagen, dass ich immer noch ganz gut kicken kann.“ Zugleich betont Singpiel aber auch: „Wenn es zum Schießen, Passen oder zur Taktik kommt – das sind ganz andere Dinge. Ab einem bestimmten Level sind Freestyle und Fußball etwas komplett anderes. Kein Profi der Welt kann die Tricks nachmachen, die ich kann, auch kein Ronaldo – gleichzeitig kann ich nicht so gut Fußball spielen, weil Ronaldo da einfach der Beste ist.“

Quelle: https://www.fupa.net/berichte/auf-den-spuren-ronaldinhos-2674550.html